Schneller lernen mit dem Paretoprinzip und dem Gedächtnispalast

20%

Schneller lernen und länger merken, wer will das nicht? In diesem Artikel erfährst du, wie du schneller und effizienter lernen kannst, mit dem Paretoprinzip und wie es nahtlos mit dem Gedächtnispalast zusammenarbeitet.

Der Textmarker vieler Schüler und Studenten fungiert als eine Art Pinsel. Das stelle ich in meiner Arbeit im Lernzentrum LEARN immer wieder fest. Da wird angestrichen was das Zeug hält, fast als würde man etwas übertünchen wollen, einen unliebsamen Fleck, der aus der Erinnerung der Menschheitsgeschichte ausradiert werden soll. Da leuchtet einem dann die ganze Seite Orange, Gelb oder Grün entgegen. Man hat fast den Eindruck da wurde der ganze Text markiert als eine Art Beweis, dass das Skriptum gelesen wurde. Wo die Augen drüber glitten da glitt eine halbe Sekunde später auch gleich der Textmarker drüber. „GELESEN“, heißt es und die eifrige Schülerhand schnellt nach oben, so zumindest in meiner Vorstellung.

Es ist ein riesen Fehler, alles zu markieren.
Schlauer wäre, nur das zu markieren was wirklich wichtig ist. Denn das bringt uns auch die gewollten Lernresultate, den gewollten Lernerfolg.

Hilfe vom Paretoprinzip, der 80/20-Regel

Hier kann uns das Paretoprinzip helfen.

Das Paretoprinzip geht auf Vilfredo Federico Pareto zurück, ein italienischer Ingenieur, Ökonom und Soziologe. Es besagt, dass 80% der Ergebnisse von 20% des Arbeitsaufwandes kommen. Auf das Lernen umgelegt bedeutet das, dass du beim Lernen lediglich 20% deiner Kraft und Zeit dafür benötigst 80% des Stoffes zu lernen. Grandios! Das bedeutet, man kann ganz viel erreichen, mit ganz wenig Arbeitsaufwand! Umgekehrt funktioniert das Prinzip natürlich auch, es geht sozusagen in beide Richtungen. Es besagt nämlich auch, dass 80% deines Lernaufwandes dir nur 20% deiner Resultate liefern. Was also tun, um nicht voran zu kommen und möglichst viel Zeit zu verschwenden? Fokussiere dich einfach auf die 80% des Textes die unwesentlich sind! Das willst du natürlich nicht! Ich meine, wer will das schon? Deshalb müssen wir eben die 20% suchen die uns 80% der Resultate liefern.

Wir üben das gleich mal anhand eines Beispiels. Hier ein Text über das Auge, bei dem ich das Wichtigste schon markiert habe, unsere 20%, das Saftkonzentrat sozusagen, genau das was wir wollen.

80/20 Prinzip, ein Beispiel anhand der Nah- und Fernanpassung des Auges

„Betrachtet man die Vase auf dem Tisch, kann man nicht gleichzeitig den Baum am Waldrand scharf sehen – und umgekehrt. Damit das Bild auf der Netzhaut scharf erscheint, muss sich das Auge auf die jeweilige Entfernung richtig einstellen. Dies geschieht durch eine Formveränderung der Linse. Sie wird abgeflacht oder stärker gewölbt.
Wird die Linse abgeflacht spricht man von der langen Brennweite für entfernte Gegenstände, wie den Baum. Wird die Linse stärker gewölbt spricht man von der kurzen Brennweite für nahe Gegenstände, wie die Vase.

Unsere wichtigsten Wörter hier sind: „scharf sehen“, „Formveränderung der Linse“, „abgeflacht“„lange Brennweite“, „Baum“, „gewölbt“, „kurze Brennweite“, Vase“. Das sind unsere 20% die uns 80% der Resultate liefern. Wenn wir uns diese Informationen merken dann haben wir uns das Wesentliche gemerkt.

Nun mag natürlich jemand einwenden, dass diese einzelnen Wörter alleine ja gar keinen Sinn ergeben. Das stimmt. Sie sich alleine zu merken, ohne den Zusammenhang zu verstehen würde wenig Sinn ergeben und uns nur verwirren. Wir sehen also, wir brauchen die restlichen 80% des Textes, um den Sinn zu verstehen.  ABER: Wenn wir ihn verstanden haben, dann müssen wir uns nur die 20% merken in dem die wesentlichen Informationen stecken. Es wäre eine absolute Energieverschwendung sich diesen ganzen Text zu 100% auswendig zu merken.

„Ziemlich banal!“, „Das ist doch Hausverstand!“, mag jemand einwenden. Für manche vielleicht. Aber meiner Erfahrung nach markieren selbst Unistudenten oft das ganze Skriptum mit Leuchtstift. Die Frage ist: „Woher kommt das?“ Ich denke eben von dem Unvermögen das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden. Das kann sein, weil man selbst nicht weiß wie man erkennen kann was wichtig oder unwichtig ist, oder weil man denkt alles sein wichtig, oder weil der Lehrer unfähig ist das zu kommunizieren. Wie dem auch sei. Abhilfe ist wichtig. Lernen wir das Paretoprinzip beim Lernen anzuwenden.

Der Gedächtnispalast liebt das Paretoprinzip

Der Gedächtnispalast, die mit Abstand effizienteste Merkmethode, mein Favorit, wenn es um Speedlearning, schneller lernen und länger merken geht, ihr wisst es bereits. ;)

Das Paretoprinzip, oder auch die 80/20-Regel harmonisiert wunderbare mit dem Gedächtnispalast. Wir wollen in unserem Palast nur die Dinge visualisieren, die auch wirklich wichtig sind. Wir können uns das Beispiel von oben mit nur zwei Orten im Gedächtnispalast perfekt merken. Minimalismus ist auch hier der Schlüssel zu noch schnellerem Lernerfolg. Der Gedächtnispalst ist für sich genommen schon eine der schnellsten und nachhaltigsten Merkmethoden, mit ihm vergisst man weniger schnell und verinnerlicht das Gelernte viel schneller. Wenn wir ihn mit dem Paretoprinzip kombinieren, können wir unsere Lerneffizienz noch um ein Weitere steigern. Wir wenden das also gleich an unser Beispiel von oben an.

Lernen mit dem 80/20-Prinzip und dem Gedächtnispalast Nah- und Fernanpassung des Auges

Im Eingangsbereich meiner Wohnung sehe ich eine Vase, im Wohnzimmer ein dichter Wald. Über der Vase liegt ein großer gewölbter Sack Tellerlinsen. Vor dem Wald im Wohnzimmer ein abgeflachter Sack Linsen, so als wäre eine Dampfwalze darübergefahren. Fertig.

Damit habe ich mir alle wichtigen Infos gemerkt. Die Linse ist abgeflacht, wenn wir in die Ferne, zum Wald blicken. Sie ist gewölbt wenn wir Objekte betrachten die in unserer Nähe stehen, wie bei der nahe bei mir stehenden Vase. Möchte ich mir noch Brennweite dazu merken, dann könnte ich in Gedanken zb den langgezogenen Sack Linsen anzünden, und so habe ich mir gemerkt, dass man bei einer abgeflachten Linse auch von einer „langen Brennweite“ spricht.

Ich habe mir also mit nur zwei Orten in meinem Palast 6 Informationen gemerkt: Vase, nahe Gegenstände, gewölbte Linse, Baum, abgeflachte Linse, lange Brennweite.

Das Paretoprinzip und der Gedächtnispalast, das unschlagbare Duo. Sie helfen uns dabei schneller zu lernen und das Gelernte länger zu merken. Was möchtest du lernen?
Schreib mir dazu auf podcast@rethinkingmemory.com. Ich freue mich deine Fragen im Podcast zu beantworten. Willst du immer auf dem Laufenden bleiben und den kostenlosen Speed Learning Starter Guide erhalten, dann melde dich hier zum kostenlos zum Newsletter an.

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