Stell dir vor du gehst abends ins Bett und wachst am nächsten Morgen auf, mitten auf einem feuerspuckenden Vulkan. Das würdest du bis an dein Lebensende nicht mehr vergessen. Würde ich dir jedoch die Aufgabe geben dir eine Telefonnummer oder ein paar Zeilen eines Gedichts zu merken, wäre das schon schwieriger. Das Bild vom Aufwachen auf dem Vulkan wird für immer in deinem Gedächtnis bleiben. Warum? Weil es emotional geladen und ungewöhnlich ist. Eine Telefonnummer hingegen ist etwas langweiliges. Was nun wenn wir alles was wir uns merken wollen in ungewöhnliche, erinnerungsgeladene Bilder umwandeln könnten? Dann würden wir uns alles merken könne. Angefangen bei Telefonnummern, Namen, historischen Daten, Gedichte oder ganze Prüfungsmaterialien.
Die Eintrittspforten in die unendlichen Weiten des Gehirns
Um damit starten zu können müssen wir uns zuvor ein paar Gedanken machen. Wir werden lernen, wie dein Gehirn lernt. Denke kurz nach: Welche Eintrittspforten gibt es in dein Gehirn? Da wären zunächst einmal die Augen. Du erblickst eine wunderschöne junge Dame auf der Straße, sie geht vorüber, ihr Blick trifft dich wie ein Blitz. Da zwinkert sie dir auch noch zu und nimmt auf der Parkbank gegenüber platz. Diesen Moment wirst du nie wieder vergessen. Welche Eintrittspforten gibt es noch in dein Gehirn? Denke darüber nach. Welche fallen dir ein? Nicht schummeln. Wirklich nachdenken! Und? Die größten Eintrittspforten in unser Gehirn sind unsere Augen, Ohren, Hände, Nase und die Zunge. Kurz, unsere Sinne.
Ein unvergessliches Erlebnis
Mit den Augen erblicken wir die wunderschöne junge Dame die gegenüber auf der Parkbank sitzt, mit den Ohren hören wir ihre sanfte Stimme: „Komm, setz dich zu mir.“ Wir gehen hinüber. Fühlen den Kies unter unseren Schuhen, hören sein knackendes Geräusch als wir uns auf sie zubewegen. Wir setzen uns. Mit der Nase riechen wir ihr wunderbares Parfüm. Wir verlieben uns sofort. Nach ein paar Stunden guter Unterhaltung greifen wir nach ihren Händen. Mit den Unseren fühlen wir jedes Detail ihrer zarten Finger. Verliebt und voller Freude spazieren wir mit ihr zur nächsten Eisdiele und freuen uns am wunderbaren Geschmack von Erdbeereis. Diesen Moment werden wir garantiert nie wieder vergessen. Er ist permanent gespeichert, mit all seinen Details. Genauso wie gestern Morgen, als wir auf dem Vulkan aufgewacht sind- So lernt unser Gehirn. Warum aber lernen wir nicht so?
Wie Kleinkinder lernen
Denke zurück wie du als Kleinkind gelernt hast. Ja, wie lernt eigentlich ein Kleinkind? Es nimmt einen Löffel, steckt ihn als erstes in den Mund, fuchtelt damit herum und lässt ihn auf den Boden fallen. Warum macht es das eigentlich? In dem es den Löffel in den Mund steckt erfährt es welche Form der Löffel hat und wie er schmeckt. Indem es damit herumfuchtelt lernt es die Schwere des Löffels kennen. Das Kleinkind lernt spielerisch. Und es lernt dadurch eine ganze Menge. Eine ganze Menge Details die für das spätere Leben wichtig sind. Diese Informationen sind alle in unserem Kopf und wir hier, wir nützen sie einfach. Wir nützen sie um uns alles zu merken. Viele die an Lernen denken, denken dabei an schnödes immer und immer Wiederholen. Warum nun lernen wir nicht mit all unseren Sinnen? Jedes Sinnesorgan hat nämlich auch einen eigenen Bereich im Gehirn. Da wäre es doch naheliegend auch mit ihnen zu lernen! Immerhin lernen wir so auch alles was für das Überleben wichtig ist. Wieso dann nicht auch Lernstoff?
Was wir von den alten Römern und Griechen lernen können
Die alten Römer und Griechen lernten so. Die alten Griechen konnten mit dieser Technik stundenlang freie Reden halten ohne je einen Schummelzettel dafür zu verwenden. Noch ältere Stammesvölker nutzten die Technik der inneren Bilder um sich zu merken welche tausenden Pflanzen es gibt und wie diese wirken. Die Merkfähigkeit über innere Bilder ist unendlich, nicht wie bei deinem Kurzzeitgedächtnis, das auf ca 7 Informationen beschränkt ist. Die Merkdauer von Bildern ist deutlich höher, dh. wenn du dir etwas bildlich vorstellst wirst du es nicht mehr so schnell vergessen. In der Tat ist das Verbildern die beste Merktechnik die es gibt. Kombiniert mit dem “Gedächtnispalast” ist es eine unschlagbare Methode, so unschlagbar, dass man sich dadurch 52 Pokerkarten in 12 Sekunden merken kann und das fehlerfrei. So effektiv, dass man sich 8 Allergieausweise (mit insgesamt 64 bis 80 Inhalten) locker in 7 Minuten fehlerfrei merken kann. So effektiv, dass man sich damit 70.000 Stellen der Zahl Pi fehlerfrei merken kann, oder 800 Namen, Geburts- und Sterbedaten berühmter Persönlichkeiten. Die Liste ist unendlich, die Möglichkeiten grenzenlos! Und wenn sich normale Menschen wie du und ich teils so sinnlose Sachen merken können, was wäre denn für dich alles möglich?
Wir sehen also, eine der effektivsten Lerntechniken die es gibt ist das Verbildern. Dabei stellen wir uns einfach innere Bilder vor unserem geistigen Auge vor. Wollen wir uns Beispielsweise das griechische Wort “artos – Brot” merken so stellen wir uns König Artus aus der berühmten Sage vor der sein Schwert Excalibur aus dem Stein zieht, nur dass er anstatt eines Schwertes ein Brot aus dem Stein zieht. Artos – Brot. Wer die Geschichte von Artus und Excalibur nicht kennt, der erfindet einfach eine andere Geschichte und stellt sie sich bildlich vor. Tipp: Am besten kann man Wörter in Bilder übersetzen indem man etwas findet was sich darauf reimt. Merke: stelle immer sicher, dass dein inneres Bild auch wirklich dein Wort beinhaltet. Sich einfach nur Brot vorzustellen ist zu wenig, denn wie kommst du dann auf Artos? Hier zur Veranschaulichung ein alternatives Merkbild: Stell dir zum Beispiel vor wie ein Brot in einer Art-exhibition (engl. Für Kunstausstellung) hängt. Das Brot ist das Gemälde, irgendwie total komisch, aber so merkst du es dir. Art-os= Brot.
Was sind gute innere Bilder?
Hier kurz die wichtigsten Grundlagen des Merkens.
1. Bewusst lernen. Wenn du dir etwas merken willst, lerne bewusst. Du sollst nicht abgelenkt sein, du willst dir ja etwas merken. Beim Vorstellen denke an reale Situationen die du erlebt hast, so kommst du tiefer in die Konzentration und knüpfst an bereits Gelerntem an. Deine Bilder bleiben so haften
2. Eigene Erinnerungen. Sell dir immer Bilder vor die du tatsächlich in deinem Kopf hast. Wichtig hierbei ist: Persönlich, persönlich, persönlich. Hast du eine Lieblingsfrühstückstasse? Die stellst du dir vor, nicht irgend eine. Warum? Zu dieser Tasse hast du ganz viele Details in deinem Kopf, verschiedene Bilder und viel Erfahrung im Umgang damit. Du kannst sie dir also super vorstellen! Nimm sie.
3. Personen. Mit Personen kommt Action in die Sache. Personen können die verrücktesten Dinge tun und verrückte Dinge sind besonders merk-bar. Falls du dir anfangs mit dem visualisieren von Personen schwer tust fange ruhig mit Gegenständen an, aber wisse, dass Personen dein ultimatives Ziel sind
4.Action. Manche denken in einzelnen Bildern, manche in ganzen bewegten Szenen. Wenn dein Gehirn es gut kann, bringe unbedingt Bewegung in deine Bilder. Das wird dir enorm helfen nichts zu vergessen. Jedes Gehirn ist einzigartig. Falls dein Gehirn das nicht so gut kann, so wie meines, dann stell dir einfach das Endresultat der Bewegung, der Action vor. Beispielsweise das Ei wie es an der Glastüre zereschellt einfach als stilles Bild, so als hätte gerade jemand in diesem Moment ein Foto davon gemacht.
5. Mit allen Sinnen lernen. Wir gehen zurück zum Beispiel der Tasse. Du hältst sie in Händen, fühlst sie, siehst sie dir genau an. Du hörst wie du sie auf den Tisch stellst oder mit dem Löffel darin umrührst. Du riechst dein Lieblingsgetränk darin und du schmeckst dessen herrlichen Geschmack. Noch dazu fühlst du das Kühle der Tasse an deinen Mund. Beobachte welche Kombination aus bildlicher Vorstellung und deinen anderen Sinnen für dich am Besten funktioniert. Bei mir ist es der Tastsinn und dann das Gehör. Wenn ich die Tasse fühle und vor dem inneren Auge sehe dann bleibt sie bestens im Gedächtnis
6. Ungewöhnlich und unrealistisch: Alles was außergewöhnlich ist, was nicht alltäglich ist merkt man sich sehr gut. Ein Beispiel: Was hast du vor 2 Wochen am Montag zu Mittag gegessen? Du weißt es wahrscheinlich nicht. Wenn du es weißt, dann war es außergewöhnlich anders. Entweder hat es dir sehr gut geschmeckt oder es war verbrannt. Aber hast du schon einmal einen schweren Unfall beobachtet? Oder dein schönster Moment mit einer geliebten Person? Du wirst dich daran gut erinnern können. Warum? Weil diese Dinge emotional hoch geladen und nicht alltäglich sind. Alles was alltäglich ist ist langweilig. Was langweilig ist merkst du dir nicht. Stell deshalb die Realität auf den Kopf. Lass Tassen schweben. Mach Köpfe riesengroß oder ganz klein, lass Kästen explodieren. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Je skurriler desto besser.
Merke
Denke an das Gelesene zurück. An was kannst du dich erinnern?
Hier die wichtigsten Stichworte.
- Bilder merkt man sich am besten.
- Ungewöhnliches auch
- Mit allen Sinnen lernen: Das Kleinkind und der Löffel
Was macht ein gutes inneres Bild aus?
BEPASU. Klingt irgendwie wie eine Hautcreme.
Wir stellen uns vor wie wir eine Tube Bepasu ausdrücken und sie uns auf die Augen schmieren. Die Creme macht uns in einer Sekunde zu Merkmeistern. Kannst du dich noch erinnern für was jeder einzelne dieser Buchstaben steht?
- Bewusst lernen
- Erinnerungen, eigene
- Personen
- Action
- Sinne, alle benutzen
- Unrealistisch, ungewöhnlich