Der Speed Learning Starter Guide

Dieser Speed Learning Anfängerleitfaden ist als Minikurs gedacht für alle, die sich für schnelleres und effizienteres Lernen interessieren.

Er besteht aus acht Lektionen, von denen jede eine wichtige Fertigkeit von Speed Learning vermittelt. Am Ende des Kurses wirst du in der Lage sein fast alles, was du lernen möchtest, schneller zu lernen als je zuvor.

Lektion 1: Mnemonik – was einprägsam ist und was nicht

Eine offensichtliche Tatsache vorweg: Unser Gehirn tut sich sehr leicht damit, sich an Dinge zu erinnern, die einprägsam sind. Wenn du beispielsweise morgen früh auf einer Parkbank aufwachen und mit ansehen müsstest, wie dein Elternhaus von einem riesigen Schnabeltier mit zwei Köpfen auseinandergenommen wird, würdest du das bis ans Ende deines Lebens nicht mehr vergessen!

Aber wenn ich dir eine Telefonnummer, ein historisches Datum oder sogar ein paar Gedichtzeilen geben würde, wirst du dich wahrscheinlich nicht daran erinnern können. Warum nicht?

Ganz einfach, dein Hirn steht überhaupt nicht auf solche Dinge! Das soll nun keine Beleidigung sein, aber dein Verstand ist einfach nicht darauf ausgelegt, sich Zitate und historische Fakten zu merken oder Zahlen dauerhaft zu speichern. Jedenfalls noch nicht. Aber wir können das ändern! Und alles beginnt damit, zu verstehen, dass dein Gedächtnis keine langweiligen Dinge mag. Wir müssen langweilige Informationen in interessante, unvergessliche Geschichten und Bilder verwandeln, denn solche Dinge liebt unser Gehirn, die merkt es sich wie von selbst.

Wir müssen langweilige Informationen in interessante, unvergessliche Geschichten und Bilder verwandeln, denn solche Dinge liebt unser Gehirn, die merkt es sich wie von selbst.

Das Bild von deinem Haus, das in Stücke gerissen wird, würde für immer in deinem Gedächtnis bleiben. Warum? Weil es äußerst ungewöhnlich, eindrücklich und mit Dingen verbunden ist, die einen persönlichen Wert für dich haben. Was wäre nun, wenn alle wichtigen Informationen so wären? Was wäre, wenn wir nichtssagende, langweilige Fakten in Geschichten verwandeln könnten, die so unvergesslich sind, dass sie sofort im Langzeitgedächtnis bleiben?

Genau dafür wollen wir heute den Grundstein legen. Die Technik, schlecht merkbare Fakten in leicht merkbare Bilder zu übersetzen, nennt man „Mnemotechnik“. Sie ist aber nicht nur eine Technik. Sie ist vielmehr eine Fertigkeit. Eine Fertigkeit, die wir uns in den nächsten 8 Lektionen aneignen werden.

In dieser ersten Lektion arbeitest du an einigen der wichtigsten Prinzipien effektiver Mnemonik. Außerdem beginnst du mit der Erstellung deiner eigenen Mnemotechnik-Toolbox, die du dann in jedem deiner „Speed Learning Projekte“ verwenden kannst.

Erste Übung: Was findest du einprägsam?

Gehen wir ein bisschen in uns um herauszufinden, was einprägsam ist. Wir alle haben Erinnerungen, also sind wir offensichtlich in der Lage, uns etwas zu merken. Aber was sagt dir dein Gehirn, welche Dinge merkt es sich leicht? Denk zurück, sowohl in die nahe Vergangenheit als auch in die schon etwas länger zurückliegende Kindheit. Welche Ereignisse sind dir gut im Gedächtnis geblieben? Welche Teile davon sind dir am lebendigsten in Erinnerung? Hier ein paar Gedankenanstöße, um dir beim Nachdenken zu helfen.

Nimm dir etwas Zeit über die folgenden Punkte nachzudenken:

  • Deine erste Geburtstagsfeier, an die du dich erinnern kannst.
  • Ein Möbelstück in einem Haus, in dem du gewohnt hast.
  • Lustige Gewohnheiten eines Freundes, den du seit Jahren nicht mehr gesehen hast.
  • Dein Lieblingsgeschenk, das du geschenkt bekommen hast.
  • Ein Moment in deinem Leben, an dem du über die Maßen überrascht warst.
  • Ein Ort aus deiner Kindheit, den du nur ein oder zweimal besucht hast. (ein Park, das Haus eines Verwandten etc.)
    Gehe wirklich ins Detail in deinen Erinnerungen. Notiere, an welche Details du dich erinnerst und welche Details dir entfallen zu sein scheinen.

Diese Details sind Goldes wert. Hier sagt dir dein Verstand, woran er sich wirklich gerne erinnert, ohne es auch nur zu versuchen. Wenn wir das auf unsere Lernprojekte anwenden können, dann gibt es keine Grenzen mehr, dann können wir uns einfach alles merken!

Wenden wir es gleich an – Zahlen merken

Wir fahren gleich fort und wenden die gelernten mnemotechnischen Prinzipien sofort an. So kannst du dich nicht nur davon überzeugen, dass es wirklich möglich ist, sich langweilige Informationen intuitiv zu merken. Du wirst so auch deine ersten mnemotechnischen Tools an die Hand bekommen, die du auf alle deine Lernprojekte anwenden kannst und das für den Rest deines Lebens. Am besten wir beginnen gleich mit Zahlen. Sind das nicht die langweiligsten, abstraktesten Dinge der Welt? Aber ich werde dir gleich beweisen, dass sie das absolut nicht sein müssen.

Wenn wir jede Zahl mit etwas Interessanterem verknüpfen, können wir uns jede Zahl merken, ohne uns großartig anstrengen zu müssen. Ein Beispiel: Die Nummer 82 ist für mich ein Fön. Jedes Mal, wenn ich mich an die Nummer 82 erinnern muss, die abstrakt und schwer zu merken ist, kann ich stattdessen an einen Fön denken, den ich angreifen und mir vorstellen kann. Fangen wir also an Zahlen in unserem Kopf mit Gegenständen zu assoziieren. Am Ende haben wir dann tatsächlich irgendwann einen Gegenstand für jede Zahl von 0 bis 99. Machen wir es uns so einfach wie möglich. Unser Ziel soll sein, dass wenn du eine Zahl siehst, du sie sofort als einen Gegenstand lesen kannst. Wir werden dazu eine besondere „Sprache“, das Major System genannt, verwenden. Das Major System verwandelt jede Ziffer in einen Ton. Das ist von fundamentaler Wichtigkeit. Behalte es also im Hinterkopf.

Das Major System verwandelt jede Ziffer in einen Ton. Das ist von fundamentaler Wichtigkeit. Behalte es also im Hinterkopf.

Nehmen wir die Zahl 1 als Beispiel. Sie sieht irgendwie aus wie ein schlampig geschriebenes T. Jedes Mal wenn du nun die Zahl 1 siehst, denkst du also einfach an ein T. Die Zahl 2 hingegen erinnert irgendwie an ein umgelegtes N. Ab sofort denkst du, wenn du die Zahl 2 siehst also an ein N. Mit der Zahl 3 ist es ähnlich, sie erinnert irgendwie an ein M, mit ihren 3 Enden. Nun haben wir das Wichtigste schon gelernt! 1 = T, 2 = N, 3 = M. Aber wie machen wir nun ein Bild daraus, das wir uns merken können? Das ist ganz einfach! Wir bilden einfach Wörter indem wir Vokale (also a,e,i,o,u) hinzufügen. Der Trick dabei ist, dass alle Vokale sozusagen Füllstoff sind, sie bekommen einfach keine Zahl zugeordnet, sie stehen einfach ganz frei da, ohne für irgendetwas zu stehen. Aber Achtung! So unbedeutend sind sie gar nicht: Denn mit ihnen können wir nun ganz einfach Wörter bilden, die unsere Zahlen repräsentieren. Und diese Wörter stellen wir uns nun bildlich vor. Und fertig ist das Major System! Ja, das wars! So einfach ist es.

Zur besseren Veranschaulichung hier nun ein paar Beispiele. Achte darauf wie die Vokale (a, e, i, o, u) eingesetzt werden, damit durch sie ein Wort entsteht, das wir uns bildlich vorstellen können. Das stumme H bei Noah sollte dich nicht stören. Es ist eben wie es ist, stumm, deshalb hat es auch keinen Zahlenwert, genauso wie a, e, i, o, u.

1Tee
2Noah
3Oma

Denke an dieser Stelle kurz über die Logik des Gelernten nach und lass es sickern. Das ist wichtig, auf diese Basis werden wir nämlich aufbauen.

Du hast die Logik verstanden? So schwer war es ja nicht! Sieh dir nun die nächsten Begriffe an, du erkennst sicher auch die Logik dahinter, oder?

1Tee
11Tütü
2Noah
22Nonne
3Oma
33Mumie

Stell dir all die Begriffe oben gleich bildlich vor.

Da es sehr wichtig ist dir diese Zahlen zu merken, hab ich hier für dich eine Reihe von Online-Lernkarten erstellt, damit du sie dir besser merken kannst. Sie durchzugehen wird wahrscheinlich nicht allzu lange dauern. Stelle dabei sicher, dass wenn du eine dieser Zahlen siehst, du dich an das zugehörige Bild erinnerst und (das ist sehr wichtig), dass du dir auch die Zahlen zu den Bildern merken kannst. Sie müssen in beide Richtungen sitzen!

Übrigens: Das „nn“ in Nonne wird als ein Laut gesprochen darum ergibt das Wort Nonne auch nur 22 und nicht 222. Das ist beim Major System immer so. Merke, es geht immer um den Klang des Wortes, davon leitet sich der Zahlencode ab.

Hier nun Karteikarten für dich zum Lernen der ersten 3 Zahlen des Major Systems: Zu den Lernkarten
Gut, wenn das alles sitzt, probieren wir’s aus.

Mnemotechniken im realen Leben

In welchen Situationen musst du dir möglicherweise eine Nummer merken? Ich kann da an so einige Situationen denken. Nehmen wir an, du übernachtest in einem Hotel. Du möchtest jetzt nicht dauernd deine Zimmernummer heraussuchen, wenn du auf dein Zimmer willst. Oder vielleicht möchtest du dir die Adresse eines Hauses merken, zu dem du gerade unterwegs bist. Oder dein Akku ist leer und du kannst dir gerade nicht aufschreiben wie die Telefonnummer eines Freundes lautet, weil du auch nichts zu schreiben dabei hast. Jeder dieser Situationen werden wir nun begegnen. In erzählender Form werde ich dir zeigen wie auch du Mnemotechniken im Alltag ganz einfach anwenden kannst.

Das Hotelzimmer und das Geschäftsessen

Du bist auf dem Weg zu einer Geschäftskonferenz und hast gerade ins Hotel eingecheckt. Dein Zimmer befindet sich im Erdgeschoss, Raum Nummer 2. Während du deinen Koffer auspackst, dein Gewand aufhängst und es dir gemütlich machst, stellst du dir vor wie Noah dein Bett hochstemmt. Du weißt schon, der Noah aus der Bibel mit der Arche. Du verlässt dein Zimmer und machst einen kurzen gedanklichen Check: Wie lautet meine Zimmernummer? Ach ja, Noah der mein Bett hochstemmt! Bingo, die Nummer 2.

Als Nächstes fährst du mit deinem Mietwagen zu dem Restaurant, in dem schon einige andere Kollegen warten. Du gibst die Adresse in dein Telefon ein. 2233 East 11th Street. 11th Street ist die Straßennummer, 2233 die Hausnummer. Nun während du durch den zähen Verkehr fährst, gibt der Akku deines Telefons plötzlich den Geist auf. Aber nur keine Sorge! Um dir die Straßennummer zu merken, stellst du dir vor wie du ein Tütü auf der Straße überfährst (11). Um dir die Hausnummer zu merken, stellst du dir eine Nonne vor (22) die von einer Mumie gefressen wird (33) → 2233

Wie Trigger dir dabei  helfen dich genau im richtigen Moment zu erinnern

Aber nun geht etwas schief. Du biegst auf die 11th Street ab und suchst nach dem Restaurant, aber du kannst dich plötzlich nicht mehr an die Hausnummer erinnern! Obwohl du eine Mnemotechnik angewandt hast, kannst du dich anscheinend nicht erinnern, welches Bild du für die Nummer verwendet hast.  Aber als du dann siehst, dass alle Gebäudenummern mit 22 beginnen, erinnerst du dich plötzlich an die Nonne, die von der Mumie gefressen wird (2233) Puh, noch mal Glück gehabt! Was ist da nur schiefgelaufen? Du hattest ein Mnemobild, aber keinen Trigger, keinen Auslöser. Ein Auslöser ist der Teil, der dich das Mnemobild erinnern lässt. Halb so schlimm, es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das nächste Mal stellst du dir einfach vor, dass die Nonne von der Mumie direkt im Restaurant gefressen wird. So hast du das Restaurant mit deinem Merkbild verknüpft und damit erinnerst du dich an die Nummer, wenn du an das Restaurant denkst. (Kleiner Hinweis: Wir werden in der nächsten Lektion noch ausführlicher über Trigger reden)

Du parkst und merkst dir, dass deine Parkuhr in zwei Stunden, um 11:33 Uhr, abläuft. Du verknüpfst also den unteren Teil, auf dem der Parkautomat steht mit der Nummer 11 und den Bildschirm mit der Nummer 33. Es ist so einfach: Für 11 eine Tütü und für 33 die Mumie. Der untere Teil des Parkautomaten ist mit einem Tütü eingewickelt, du denkst dir: „Komisch, wer hat das nur da hingetan?“. Du willst gerade eine Münze in den Parkautomaten werfen, als du feststellst, dass hinter der Glasscheibe des Displays jemand klopft! Erschrocken weichst du zurück. Da klopft doch glatt eine Mumie von innen an das Display! Und schon hast du dich an die Minuten (33) erinnert. Schließlich betrittst du das Restaurant, du isst eine Vorspeise mit deinen Freunden… du schließt neue Bekanntschaften. Kontaktinformationen sollen ausgetauscht werden… doch leider ist dein Handy tot. Aber keine Sorge, du kannst dir die Nummer im Nu merken, mit deinem neuen Freund, der Nummern -mnemotechnik.

Das Gelernte verinnerlichen

Nun geht es darum die gelernten Zahlen zu verinnerlichen. Dafür nutze einfach das von oben bereits bekannte Lernset.
Achtung! Achte beim Lernen der Zahlen und der dazugehörigen Bilder darauf, dass du sie über die Bilder wiederholst und nicht über die Worte. Was meinen wir damit? Stelle dir das Bild vor und dann stelle dir die Zahlen bildlich vor.

Warum ist das wichtig? Um die Zahl schnellst möglich mit dem Bild zu verknüpfen, lernen wir diese über visuelle Assoziation und nicht über die Buchstabenlaute. (z.B.: M-M = Mumie) Da das auditive Gedächtnis, das für die Verarbeitung von Lauten zuständig ist sehr begrenzt ist, bremst es uns nur ein. Wenn wir einfach über visuelle Verknüpfung lernen, lernen wir das Major System viel schneller

Ich mache das so: Ich stelle mir eine Nonne vor und denke an eine Assoziation zur Zahl 22. Da fällt mir sofort ein Rennauto ein mit der Nummer 22 an der Seite. Nun versuche ich auf allen möglichen Ebenen das Rennauto mit der Nonne zu verknüpfen. Warum? So kann ich schneller die Zahl 22 mit der Nonne verknüpfen und das ist es ja was ich erreichen möchte. Ich stelle mir vor wie die Nonne in dem Auto sitzt und gegen einen Baum fährt, wie sie auf der Rennstrecke alle anderen überholt und ihnen den Stinkefinger zeigt, wie sie auf der Seitentür mit der Nummer 22 drauf steht und versucht darauf zu surfen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt, umso skurriler umso besser.

Warum ist es wichtig das Major System so zu lernen und nicht über das Aussprechen des Zahlencodes? Das ist deswegen so wichtig, weil dich das Lernen über den Code ausbremsen kann. Das Problem ist: Wenn du die Zahl 22 siehst, übersetzt du sie in NN, dann überlegst du was NN noch einmal für ein Bild war, wenn es dir dann einfällt, stellst du dir erst jetzt die Nonne vor. Das bremst dich ordentlich und macht das Verwenden der Zahlenbilder unnötig umständlich. Das war mein Fehler, als ich den Major Code zuerst lernte. Besser ist es, du visualisierst alles, das Bild und die Zahl: 22 und die Nonne. Du wirst sehen wenn du jetzt die 22 auf einem Blatt Papier siehst wird dir sofort die Nonne vor dem inneren Auge erscheinen. Das ist es, was du erreichen möchtest. Die ausgesprochenen Laute „N und N“ für 22 dienen nur als Sicherheit. Wenn dir das Bild gar nicht einfallen will, kannst du immer noch über die Aussprache auf das Bild kommen. „N-N: Nonne!“ Aber merke: Über die visuelle Vorstellung bist du viel schneller, deshalb wähle zum Lernen diesen Weg.

Hier nun noch einmal das Karteikarten-Set. Leg gleich los!


Der Speed Learning Starter Guide
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